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Sonntag, 24. September 2023

Lehrgang mit Ferenc Nanai in Berlin

Dieses Wochenende stand der erste Lehrgang unseres Vereins mit Gästen an und ich war sehr gespannt, wie es wird. Jetzt, drei Tage später, bin ich noch sehr begeistert. Mit Ferenc Nanai (8. Dan im Fudokanverband) kamen acht weitere ungarische Karatekas aus Budapest, mit welchen wir schon in Karatecamps in Ungarn gemeinsam trainierten. Zusätzlich kamen auch Mitglieder vom "Verein traditioneller Karateka in Berlin e.V." mit ihrem Sensei Michael Bock und vor uns lagen vier Trainingseinheiten unter ungarischer Leitung.

Freitag
Wir begannen am Freitagabend mit einem reinen Katatraining. Ferenc Nanai wählte dazu Bassai Sho und Nijushiho aus. Beide Katas liefen wir mehrmals nacheinander, wobei der Shihan jede Situation nutzte, uns auf Besonderheiten aufmerksam zu machen, Hintergründe zu den Techniken zu erklären und die Katas zu unseren zu machen.
"Eine Kata muss man hören", "Eine Kata braucht Stil" oder "Eine Kata muss leben" waren nur einige Punkte, welche es umzusetzen galt.
 
Danach ging es zum Italiener bei Pasta, Pizza, viel Bier und gemeinsamen Gesprächen.

Samstag I
Wir begannen mit drei Kombination, jeweils aus Kamae:
Ichi:
Age Uke / Tetsui Uchi / Mae Geri / Gyaku Zuki.
Ni:
Uchi Uke / Kizami Zuki / Kizami Yoko Geri / Gyaku Zuki.
San:
Gedan Barai / Uraken / Kizami Mawashi Geri / Gyaku Zuki.
Erst einzeln, dann nacheinander, von langsam bis schnell. Dann ging es auf Zuruf mit Ichi, Ni oder San weiter in diversen Reihenfolgen und Richtungen, alle gemeinsam oder mit Partner.
Sehr intensiv und kopflastig, denn die verschiedenen Kombis in wechselnder Reihenfolge und Richtungsänderungen war für alle sehr fordernd.
Kata: Gankaku. Auf die Frage wer die Kata nicht kennt, gingen erwartungsgemäß viele Arme hoch. Die Antwort von Ferenc "dann lernen wir sie", wurde gemeinsam umgesetzt.

Samstag II
Schwerpunkt des Trainings wurde eine Kombi:
Kamae: Hinterfuß steppt heran mit Kizami Zuki, vor Kizami Zuki / Gyaku Zuki.
Nachdem die Kombi geinsam einstudiert wurde, liefen wir sie mit Partner. Tori agierte, Uke ging nur mit, auf Zuruf von Ichi oder Ni musste einer von beiden mit Kizami Mawashi Geri abschließen. Wurde der Tritt von der falschen Person ausgeführt oder traf nicht in die geöffnete Hand des Partners gab es Liegestütze. Weiter in Vierergruppen. Vier Eckpunkte der Gruppe wurde mit Ichi, Ni, San und Shi benannt, eine Person ging in die Mitte und auf Zuruf einer Zahl zwischen 1 bis 4 mussten die anderen Karatekas zur Mitte angreifen. Ähnliches Spiel in andere Richtung: auf Zuruf griff die Mitte die Eckpunkte an.
Kata: Meikyo, Bassai Dai.
 
Den Abend ließen wir anschließend bei Boris ausklingen, diesmal bei seinen mittlerweile legendären Grillwürsten und Gürkchen, diversen Getränken und Kuchen. Wie mir mitgeteilt wurde, ging es bis spät in die Nacht, solange hielt ich aber nicht durch.

Sonntag
Heute war eine Doppelkombi dran:
Teil I: Aus Kamae setzte das hintere Bein zur Seite mit Tai Sabaki und Gedan Barai / Gyaku Zuki / Oi Zuki / Mae Geri wieder hinten absetzen / Gyaku Zuki.
Teil II: Das hinter Bein seitlich nach vorn mit Gedan Barai / Gyaku Zuki / Kizami Mawashi Geri / Gyaku Zuki.
Erst alle gemeinsamer Aufbau der Kombinationen in eine Richtung, dann zum Partner auf Geschwindigkeit.
Kata: Kankudai.
Besonders einprägsam fand ich seine abschließenden Beispiele, wann Entspannung und wann Zanshin gefordert ist.

Ein wirklich toller Lehrgang unter der Leitung von Ferenc Nanai und seinen ungarischen "Helfern". Es wurde viel erklärt, aber auch viel an Umsetzung erwartet bei hohem Tempo. Wir freuen uns schon auf eine Fortsetzung!




Montag, 1. August 2022

Karate-Camp in Velence/Ungarn 2022

Hier eine kleine Zusammenfassung der vergangenen Woche.

Montag
Es war mal wieder soweit, wie im letzten Jahr ging es für eine Woche ins Trainingscamp nach Velence in Ungarn. Insgesamt machten sich in diesem Jahr immerhin schon 28 Mitglieder unseres Vereins auf den circa 870 km langen Weg an den südöstlich von Budapest gelegenen Velencesee.

Das Camp, welches jährlich vom ehemaligen ungarischen Fudokan-Nationaltrainer Ferenc Nanai veranstaltet wird, hatte sich bis auf ein zusätzlich errichtetes überdachtes Dojo nicht verändert. Nachdem die Zimmer bezogen und die ersten bekannten ungarischen Teilnehmer begrüßt wurden, ging es auch schon bald zum ersten Trainingseinheit.
Bei den Stoß- und Tritttechniken mit und ohne Pratze ging es vor allem um eins: Schnelligkeit. Beim abendlichen Katatraining wurden die Grün- und Blaugurte gruppenweise einigen Schwarzgurten zugeteilt. Diese unterrichteten uns als Teil ihrer anstehenden Dan-Prüfung in der Kata Hangetsu. Dann hieß es duschen und bei Getränken den Abend ausklingen lassen...

Dienstag
Frühsport mit Bokken, dem japanischen Holzschwert, verschiedene Schlagtechniken, viele Wiederholungen.

Vormittags Kumitetraining mit Unmengen Tritttechniken, u.a. als Abschluss 10x10 Kizami Mawashi Geri pro Bein, also ingesamt nur bei dieser Aufgabe 200 Tritte.

Am NachmittagTraining mit Peter Schvarcz. Der viermalige Vizeweltmeister trainierte mit uns schnelle Kombinationen an Hütchenmarkierungen aus der Jion-Kata.

Beim Katatraining wieder als Prüfungsvorbereitung für die Dan-Prüfungen, diesmal Unterweisung in Jion.

Mittwoch
Der Tag wurde mit ein paar Laufrunden eröffnet, etwas weniger als 2 Kilometer. Das Vormittagstraining bestand aus zwei Einheiten: Bo-Kata Bassai Sho und Judo-Fallübungen. Letzteres bei Laczi Hajduk, welcher uns mit viel Spass schnell und oft auf den Boden legte.

Nachmittags gab es ein Training mit dem Vizepräsidenden des ungarischen Fudikanverbandes Filep Imre. Sehr abwechsungsreich, bestehend aus Kihon, Kata und Kumite. Auch hier ging es hauptsächlich um Kraft und Schnelligkeit.

Das Katatraining an diesem und den kommenden Abenden bestand aus diversen Katas, welche man entsprechend Kyu-Grad laufen können sollte. Bei den Blaugurten waren das hauptsächlich Bassai Dai, Jion, Empi und Hangetsu.

Donnerstag
Der Tag begann mit Pratzentraining, erst ein paar Zukis, dann Tritte aus dem Lauf oder mit Sprung. Bei der Sprungtechnik hätter ich vielleicht das zweite Bein nicht auch mit hochreißen sollen, dieses fehlte mir beim Landen und so schlug ich dann der Länge nach hin. Allerdings konnte sich das Ergebnis sehen lassen: angestauchtes Handgelenk und ein übergroßer Bluterguss am Oberschenkel.

Als Vormittagseinheit gab es dann eine Stunde Power-Aerobic, gefolgt von der Nachmittagseinheit 1 3/4 Stunden Crossfit. Beides auf einer von der Sonne gut durchgehärteten Wiese bei über 30 Grad. Die kalte Dusche danach war Erholung pur!

Freitag
Zum Frühsport wurde Metaball gespielt, einer ungarischen Softballvariante. Vormittags ging es für circa 40 Ungarn zur Kyu-Prüfung, welche aus einer theoretischen Prüfung, Kihon und Kata bestand, für alle anderen war Vormittagstraining, welches wieder aus einer Einheit Trittechniken bestand und danach Training mit dem Bo, wir lernten die Kata Shushi No Kon.

Am Nachmittag fand dann die Kumiteprüfung der Ungarn statt. Ab Prüfung zum 6. Kyu wurde auf der Wiese in zugeteilten Paarungen gegeneinander gekämpft, 13 Runden a 1 Minute. Pro Kyu-Grad jeweils drei Runden mehr. Bei über 30 Grad und praller Sonne mußten die Prüflinge zum 2. Kyu 25 Runden überstehen und waren am Ende mehr oder weniger stehend k.o.

Samstag
Wie schon im letzten Jahr liefen wir die letzte Frühsporteinheit mehrmals die Kata Kanku Dai, natürlich mit Blick zur Sonne...

Das Vormittagstraining war dann gleichzeitig unsere letzte Trainingseinheit: Tritttechniken am Partner, einzelne Tritte, doppelte und Trittkombinationen.

Die Abschlussparty begann mit der Bekanntgabe der Ergebnisse der ungarischen Kyu-Prüfungen, gefolgt vom Abendessen. Es gab wie im Vorjahr selbstgekochte Paprikás Krumpli, eine leckere Suppe aus Wurst, Kartoffeln, Paprika und Zwiebeln.

Da Highlight war dann das Konzert von Laszlo Hajduk mit seiner Band und der anschließende ausgelassene Tanzabend bei ungarischer Partymusik.

Sonntag
Nach und nach erwachte das Camp nach der gestrigen Abschlussparty und man sah in viele müde Gesichter. Duschen, Koffer packen und um 08:00 Uhr ab zum Frühstück.

Anschließend konnten wir noch der ungarische Tradition zusehen, bei der die bestandenen Kyu-Prüflinge einer nach dem anderen durch ein Spalier laufen mußten und dabei die Gürtel der rechts und links Stehenden auf deren Hinterteile sausten. Danach ging es ans Verabschieden mit dem Versprechen, sich im kommenden Jahr wieder zu sehen.

Abschließend kann ich nur sagen, dass es mal wieder eine schöne und erlebnisreiche Woche war, mit tollen Leuten, welche alle aus dem gleichen Grund dort waren: Kampfsport und Geselligkeit. Die Pausen verbrachten wir oft in den Dojos um Katas zu laufen, schon bekannte Katas wurden gefestigt, neue gelernt, aber immer zusammen mit anderen. Gelebte Gemeinschaft.

Mittwoch, 11. August 2021

Velence/Ungarn Tag 7

Der Abreisetag begann entspannt mit ausschlafen, Sachen packen, Frühstück und dann machten wir uns um 09:30 Uhr auf den Heimweg.
Aber nicht ohne uns vorher von dem inzwischen liebgewonnen Ungarn zu verabschieden und uns gegenseitig zu versprechen, sich im kommenden Jahr wiederzusehen.
Die Rückfahrt verlief problemlos und nach 8 1/2 Stunden waren wir um 18:00 Uhr wieder zu Hause.
 

Wie kamen wir eigentlich auf Ungarn? Unser Trainer Boris lernte durch Lehrgänge in Deutschland Mitte der 1990er Ferenc Nanai und andere ungarische Karatekas kennen und schätzen
und fuhr im Gegenzug zwischen 1996 und 2001 auch häufig zu ihnen. Noch in den letzten Jahren schwärmte er von dieser Zeit, den Erfahrungen und den Freundschaften, welche damals entstanden sind. Im vergangenen Jahr war Boris nach langer Zeit wieder mal dort und stellt fest, dass sich trotz der vergangenen Zeit an den Freundschaften nichts geändert hat.
Diesen gemeinsamen Spass am Karate wollte er mit uns teilen und so fuhren wir in diesem Jahr in etwas größerer Gruppe in den Süden.
Was soll ich sagen, es hat sich gelohnt. Ferenc Nanai, 8. Dan und Chefcoach des ungarischen Fudokanverbandes hat uns warmherzig aufgenommen.
Im Training gab er sehr ruhig Hinweise und abends erzählte er sehr sympatisch aus seinem Leben und seinen Erfahrungen. Wurde von ihm beim Training etwas mal nur auf ungarisch erklärt, war sofort ein ungarischer Karateka zur Stelle, um es auf Englisch oder Deutsch zu übersetzen und/oder uns zu zeigen. Sehr interessant waren für mich die Unterschiede, welche im Training erkennbar wurden. Während wir eher traditionelles Karate trainieren, waren die Ungarn stark auf Wettkampf ausgerichtet. Sie überrraschten uns mit harten und schnellen Zukis und Keris und der Vielzahl an Katas, welche sie beherrschten. Was bei einem Training zwischen 3 bis 5 mal pro Woche auch nicht verwunderlich ist.
Ich glaube die Wörter "mehr Hüfte", "tiefer stehen" oder "schulterbreit" wurden in diesem Gasshuku nicht verwendet, und auch Bunkai kam eher nur bei den unteren Gürtelfarben zum Einsatz.
Bei den Höhergradigen lag der Focus auf schnelle und starkeTechniken, weniger auf saubere und korrekte Ausführung.
Gerne erinnere ich mich auch daran, als Feven (auch Berlinerin) und ich nachmittags im Dojo Katas im Selbststudium trainieren wollten und wir bei einigen Ausführungen einen vorbeikommende Ungarn um Rat fragten. Dieser holte noch eine weitere Person dazu und eine Weile später saßen und standen 11! ungarische Freunde bei uns, schauten zu und gaben Tipps. Sportsgeist gelebt, und dafür bin ich sehr dankbar. Oss