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Dienstag, 31. Mai 2022

Kata Spezial 2022 in Magdeburg

Die Ankündigungen hatten es schon in sich: eine der größten Karateveranstaltungen Europas, 4 Tage, über 1000 registrierte Teilnehmer aus 12 Ländern.
Voller Vorfreude fuhren meine Tochter Marieke und ich am Mittwochnachmittag nach Magdeburg. Wir hatten uns im Vorfeld für eine Schulübernachtung gemeldet, denn aufgrund unserer doch recht späten Entscheidung am "Kata Spezial" teilzunehmen, waren die umliegenden und preislich annehmbaren Hotels schon ausgebucht. Doch statt in einer Schule waren wir in einem Zweibettzimmer eines Wohnheimes untergekommen, direkt neben der Sporthalle der Danträger. Wir waren mehr als zufrieden!
Unser Dojo für die Farbgurte war nur etwa 800 m entfernt, also alles recht beieinander und sogar zu Fuß erreichbar. Von dort holten wir uns auch unsere Tickets für das Wochenende. Diese noch leeren Stempelkarten sollten nun täglich voller werden.
Verfahren oder verlaufen konnte man sich nicht, überall waren Hinweisschilder und Betreuer zu sehen und wiesen den Weg. Voller Vorfreude gingen wir schlafen.
Kata Spezial 2022 in Magdeburg

Donnerstag
Da unsere erste Trainingseinheit um 11:30 Uhr begann, konnten wir den Tag in Ruhe beginnen. Nach dem Frühstück gingen wir zur Halle der Schwarzgurte und schauten beim Training zu und im Foyer am Kaiten-Verkaufsstand deckten wir uns mit T-Shirts ein.
Dann entdeckte ich Schlatt, welcher seinen Buchstand aufbaute und bat ihn gleich mal um eine Signatur meines Buches von ihm, welches ich dabei hatte. Zeit für gemeinsames Foto war auch.
Schlatt in Magdeburg

Training I
Julian Chees, Heian 5 und Tekki Shodan
Da ich bisher bei keinem der teilnehmenden Instruktoren trainiert habe, aber alle doch mehr als bekannt sind, war ich sehr gespannt.
Mit circa 150 Trainierenden war die Halle für die Einheiten vom 6. bis 4. Kyu sehr gut gefüllt, aber mit reichlich Platz für jeden. Julian Chees überraschte mich mit seiner fröhlichen lockeren Art, mit welcher er un sein Wissen vermittelte und seine Ernsthaftigkeit und Konsequenz, wenn es um die Umsetzung ging.
- "Kata ist Meditation und hört erst mit dem Abgrüßen auf."
- "Jede Technik verdient Respekt."
- "Eine Kata hat keine Pausen, der einzige Luxus ist die Atmung."
- "Wenn etwas kaputt ist, muss man es reparieren, das ist Training."
Wir liefen die Katas sehr häufig und unterbrachen oft für Erklärungen seinerseits.

Nach dem Mittag, Verkaufsstände gab es an beiden Hallen, entspannten wir etwas, bevor es um 16:00 Uhr weiterging.

Training II
Thomas Schulze, Bassai Dai
Wir starteten mit einer Kombi aus Kizami Zuki (Hüfte raus), Gyaku Zuki (Hüfte rein) und Uchi Uke (Hüfte extrem rein).
Thomas Schulze legte viel Wert auf kraftvolle Techniken, besonders der Vorwärtsdrang von Techniken sollte sehr stark umgesetzt werden und das Reingehen in die Endposition.
- "Stand, Stand, Stand, Form (also Haltung)."
Das Training war weitaus ernsthafter als das vorherige, aber nicht weniger beeindruckend.
Kata Spezial mit Thomas Schulze

Freitag
Die Morgende verliefen eigentlich immer gleich entspannt: ausschlafen, frühstücken, Schwarzgurttraining anschauen und Tasche packen für das eigene Training.

Training III
Jean-Pierre Fischer, Jion
Zum Einstieg kleine Kombi aus Oi Zuki, Ren Zuki, Sanbon Zuki.
Da sich auf seine Frage, wer die Kata noch nicht gelaufen ist, recht viele Meldungen gab, meinte er nur: "Wir machen kleine Schritte, sehr kleine Schritte."
Und so trainierten wir viele kleine Abschnitte und am Ende schafften die meisten die Kata.
- "Merkt euch alles, jeden Teil des Trainings, alles hat seinen Zweck."
- "Beim Training ist man nicht müde."
Kata Spezial mit Jean-Pierre Fischer

Training IV
Naka Sensei, Kanku Dai
Ich glaube auf dieses Training haben alle gewartet, ist er doch einer der international angesehensten Trainer. Das dachten sich auch einige Braun- und Schwarzgurte, so dass die Halle nun circa 200 Leute fasste.
Naka begann das Training mit den Worten: "Habt Spass!" und dieses Motto vermittelte er uns auch.
So starteten wir nach der Erwärmung direkt mit der Kata und holte uns sehr häufig heran, um gemeinsam mit seinem Dolmetscher und Co-Trainer Robert Lazarevic die Passagen zu erläutern.
- "In der Kata keine einzelnen Techniken, keine Pausen."
- "Durchschwingen, Kreise ausführen, keine abgehackten Bewegungen, in Bewegung bleiben."
Sehr interessant fanden wir, wie wichtig der Beginn der Kata ist. Mit dem meditativen Blick zur Sonne stellt man sich innerlich und körperlich auf die Kata ein.
Dieses übten wir mit Partner, indem einer im ZK mit ausgestreckter Faust stand und der andere seitlich davor stehen mit der flachen Hand frontal auf die Faust schlug.
Mit vorherigem meditativem Einstieg wurde die ausgestreckte Faust und der Stand viel fester.
Kata Spezial mit Tatsuya Naka

Nach dem Training fuhren Marieke und ich in die Magdeburger Innenstadt für etwas Sightseeing. Besonders der Dom und das Hunderwasser-Haus waren schon sehr beeindruckend.

Samstag
Nach dem obligatorischen Kaffee auf der Tribüne der Schwarzgurthalle ging es wieder zu unserem Dojo. Mehr als die Hälfte der Trainingseinheiten hatten wir schon hinter uns und heute holten wir uns Stempel 5 und 6.

Training V
Julian Cheese, Hangetsu
Dieses war die erste Kata, welche ich noch nicht konnte. Aber dank des ersten Trainings mit Cheese Sensei machte ich mir keine Sorgen, es nicht hinzubekommen.
- "Wir machen schnell, aber nicht schnell. Wir machen stark, aber nicht stark."
- "Training ist kein Wettkampf."
- "Im Training gibt es kein falsch, nur richtig und sehr richtig."
Mit seiner entspannten und auflockernden Art wurde auch diese Einheit zu einem Erlebnis.
Kata Spezial mit Julian Chees

Training VI
Toribio Osterkamp, Enpi
Auch auf dieses Training waren wir gespannt, sprach man doch schon Tage zuvor in den Umkleiden von der Strenge des Senseis.
Marieke und ich empfanden sein Training aber nicht so streng. Der Ton war etwas bestimmender, er wußte was er erwarten konnte, und das wollte er auch sehen.
Zu Beginn und am Ende erläuterte er noch ein paar Dojoregeln und welchen Wert er auf die Etikette legt , besonders bei Zuspätkommern. Solte eigentlich bei dieser Graduierung nicht mehr notwendig sein, war es aber doch...
Osterkamp lehrte uns nicht die ganze Kata, sondern nur die wichtigsten Passagen. Dabei wurde uns auch wieder gezeigt, wie wichtig ein fester Stand ist.
- "Wenn der Keller schon schief ist, brauchen wir uns nicht wundern, wenn das Dach auch nicht gerade ist."
- "Unser Karate wird bestimmt durch Ferse, Knie und Hüfte. Alles obenrum ist gottgegeben."
Kata Spezial mit Toribio Osterkamp

Am Abend war dann in der großen Mensa eine Party geplant mit Musik, Kaltgetränken und der Verabschiedung der Instruktoren. Es wurde sehr voll und mittlerweile waren viele Gesichter schon vertrauter.
Mit Thomas Frommer und Julian Chees

Bei dieser Gelegenheit bat ich Naka Sensei um eine kleine Widmung auf einem Papier. Er schrieb mir eine japanische Weisheit auf.
Dōmo arigatō, Sensei.
Widmung von Naka Sensei
 
Sonntag
So schnell gingen die Tage vorbei, nun hieß es schon wieder Sachen packen und das Zimmer übergeben, bevor wir uns auf den Weg zum letzten Training machten.
Marieke war schon etwas wehmütig, hat sich hier mehr mit der Philosophie des Karate beschäftigt und war so richtig eingetaucht.

Training VII
Thomas Schulze, Tekki Nidan
Zu unserer aller Überraschung war neben Thomas Schulze auch Shihan Ochi anwesend.
Für mich gab es die zweite unbekannte Kata des Lehrgangs, aber der Sensei brachte uns bestimmend, aber trotzdem entspannt, schrittweise zum Ziel. Shihan Ochi ging derweil durch die Reihen und gab hier und dort Tipps und Anmerkungen.
Natürlich war auch jetzt der tiefe und feste Stand im Mittelpunkt.
Zum Ende hin liefen wir alle beim Lehrgang gelernten Katas gemeinsam auf Zählzeiten, bevor der Lehrgang zu Ende war.
Kata Spezial mit Hideo Ochi

Für uns beide war es ein sehr beeindruckender Lehrgang mit tollen Instruktoren und einer sehr guten Organisation des BKC Magdeburg unter Tobias Prüfert.
Beide waren wir fasziniert, wie mitreißend und zielstrebig und doch mit Ruhe und Spass die Senseis ihr Wissen vermittelten, so dass man sich auf jedes Training gefreut hat. Gerne wieder. OSS