Freitag, 17. Januar 2020

Erste Lehrgänge, wann fange ich an?


Im Internet findet man viele Erfahrungsberichte von Karatekas zu Lehrgängen und Gasshukus. Sehr viel Interessantes fand ich dazu auf dem Fujinaga-Dojo-Blog.
Besonders die Ausführungen von Thomas Frommer zu seinen Japanaufenthalten und  Lehrgängen im In- und Ausland sowie seinen Freundschaften zu Lehrern und anderen Karatekas las und lese ich sehr gern. Aber ab wann nimmt man an sowas teil? Lust hatte ich schon, jedoch war ich unsicher. Dann fand ich im Netz die Ausschreibung vom JKA Berlin. Vom 27. – 29. September 2019 sollte ein Autumn Camp mit den japanischen Lehrern Imura Takenori (8. Dan) und Shiina Katsutoshi (7. Dan) stattfinden. Die Berichte von Thomas Frommer hatten mich schon begeistert, aber ich hatte ja erst den 8. Kyu, würden meine bisherigen Kenntnisse reichen? Ich schrieb eine kurze Email an die Kontaktperson des JKA Berlin und schilderte meine Bedenken. Dirk Leiding antwortete umgehend und mit den Worten "…freuen uns wenn du dabei bist…" nahm er mir sämtliche Zweifel. Ich fuhr also hin. Voller Spannung betrat ich die Sporthalle und war mehr als erleichtert. Ja, sehr viele Braun- und Schwarzgurte, aber ebenso viele farbige Gürtel! Das Miteinander war absolut toll, die Trainingseinheiten waren etwas anders als vom eigenen Verein gewohnt, aber in Bezug auf Anstrengung und Schwierigkeit gleichwertig. Es war eine klasse Erfahrung, welche ich nicht missen möchte. Bis zum Ende des Jahres nahm ich noch an drei weiteren Lehrgängen teil und ich bin nach wie vor begeistert, damit begonnen zu haben. Ich finde es spannend zu sehen und zu lernen, wie gleich, aber auch zum Teil anders manche Techniken ausgeführt werden, wie Rituale umgesetzt werden und man lernt so einige nette Gleichgesinnte kennen.

Mittwoch, 15. Januar 2020

Erster Lehrgang mit Verein


Im Juni 2019 bekam unser Trainer eine Einladung zum KDB-Tag des Karate Dachverbandes Land Brandenburg am 18.06.2019 nach Bestensee. Neben 20 Kindern machten sich auch 3 Erwachsene auf den Weg. Die überwiegend vertretenen Gürtelfarben waren schon recht dunkel und wir als Weiß- bis Gelbgurte definitiv in der Unterzahl. Zwischen 09:00 Uhr und 18:00 Uhr konnte man an 5 (!) Trainingseinheiten zu verschiedenen Themen teilnehmen. Ich entschied mich für:
  1. Kata für alle bei Thomas Holm
  2. Kobudo bei Jamal Measara
  3. Okinawa-Karate bei Jamal Measara
  4. Drillformen für Kata bei Thomas Richtsteig
  5. Kobudo 2 bei Jamal Measara
Da es meine erste Karateerfahrung außerhalb des heimischen Dojos war, wurde alles mir Gebotene wie von einem Schwamm aufgenommen. Gespannt und nach und nach gelöster ging ich von einer Trainingseinheit zur nächsten und mit Ende der Veranstaltung fuhr ich mehr als zufrieden (wenn auch total geschafft) nach Hause. Die anfängliche Nervosität war unbegründet, denn es war ein absolut sportliches Miteinander mit erfahrenen und geduldigen Trainern.
Mit Jamal Measara in Bestensee
Jamal Measara (9. Dan Karate, 7. Dan Aikido, 8. Dan Kobudo)

Foto: O. Gutowski

Ich begann zweimal


Ich war circa 16 Jahre alt, als mir ein Bekannter von seinem Karatetraining erzählte und gleich mal ein Buch mitgab. Ich war interessiert und ging ein paar Tage später zum Probetraining. Einerseits schien mir das Training als etwas Neues, anders als die bisherigen Ballsportarten, welche ich bis dahin mit mehr oder weniger Interesse betrieb. Andererseits waren Anfang der 1990er Kampfsportfilme der große Renner, in den Videotheken gab es dafür eigene Regale und in den Kinos zeigte Jean Claude van Damme regelmäßig sein Können. Zusammen mit meinem Bruder ging ich ab dann zum Training. Eine Sporthalle im Süden der Stadt, zwei Trainer, teilweise bis zu 70 Kinder und Jugendliche. Die Grundregeln hatte man schnell verinnerlicht: Begrüßung, Verabschiedung, knien, verbeugen, Kommandos und zählen auf Japanisch, bei Verfehlungen Liegestütze oder Hockstrecksprünge. Zuhause wurden die blauen Bücher von Albrecht Pflüger gelesen, Spagat geübt und gegen die Hängelampe gekickt. Das Training bereitete Spaß, konnte aber auch gut an die jeweilige Motivation angepasst werden. War die Motivation geringer, stellte man sich in eine der hinteren Reihen, bei bis zu 70 Teilnehmern kein Problem nicht aufzufallen. War die Motivation gar nicht da, kamen das "schlechte" Wetter und die "weite" Fahrt sehr entgegen, das Training auch mal ausfallen zu lassen. Mit der Entscheidung das Abendgymnasium zu besuchen hatte sich das Thema dann erledigt, es war schlichtweg keine Zeit mehr. Knapp über zwei Jahre Training fanden ihr Ende und es war ok. Bei Umzügen wurde nicht mehr alles mitgenommen, im Laufe der Jahre verschwanden die Bücher, Urkunden und Budopass.

25 Jahre später kam meine 9jährige Tochter mit einem Infoblatt nach Hause. Der PSV Olympia trainiert in der Schulsporthalle eine neue Karatetrainingsgruppe für Kinder. Das Probetraining gefiel ihr und sie blieb. Zeitlich bedingt konnte ich nur hin und wieder mal vorbeischauen, aber es löste eine Spannung aus. Die erste Kata, Taikyoko Shodan, kannte ich noch auswendig, ein paar japanische Begriffe und Zahlen waren schnell entschlüsselt. Es kribbelte. Der Trainer wurde inzwischen schon auf eine Erwachsenentrainingsgruppe angesprochen, eine Weile später war es dann soweit: eine Erwachsenengruppe wurde eröffnet. Von nun an trafen sich fünf bis sieben Erwachsene (fast alle Elternteile aus der Kindergruppe) am späteren Donnerstagnachmittag zum Training. Und es machte von Anfang an Spaß! Zwar fehlten nach 25 Jahren Sportabstinenz die Beweglichkeit, Dehnung, Koordination und Ausdauer, aber egal. Ein einfacher Karateanzug (Gi) wurde gekauft und schon war man wieder dabei, und das mehr als zuvor. Mittlerweile ist unsere Trainingsgruppe etwas angewachsen. Das Training findet inzwischen 2x pro Woche statt und bis zu 19 Personen kommen mittlerweile, der größere Teil davon regelmäßig. In unserer Familie trainieren inzwischen meine beiden Kinder und ich und Karate ist ein nicht unwichtiger Punkt in der Wochen- und Wochenendplanung geworden.

Habe ich als Jugendlicher das Training als reinen Freizeitsport angesehen, ist es heute in kurzer Zeit ein wichtiger Teil meines Lebens geworden. Ich lasse eigentlich kein Training ausfallen, es sei denn dass es krankheitsbedingt mehr schadet als nutzt. Und auch dass ist jedes Mal ein inneres hin und her, ob es nicht vielleicht doch geht. Zum Training gehören Schweiß und blaue Flecken, der Gi (Karateanzug) wird gepflegt und in bestimmter Weise zusammengelegt, der Obi (Gürtel) wird korrekt gebunden, Lehrgänge fließen in die Wochenendplanung mit ein. Literatur rund um das Thema Karate füllt nach und nach das Regal.

Ich bin erst am Anfang. Wohin mich dieser Weg führt, weiß ich noch nicht. Aber ich hoffe recht weit, ich habe ich Lust darauf...